Biotechnologiecampus Mainz: Wie sind zukünftige Sondergebiete zu entwickeln?

10.01.2023

Podiumsdiskussion zu Flächenversiegelung im Außenbereich versus Nutzung verteilter Bestandsstrukturen im Innenbereich

Biotechnologiecampus Mainz: Wie sind zukünftige Sondergebiete zu entwickeln?

04.01.2023

Die rheinland-pfälzische Landeshauptstadt Mainz plant die Etablierung eines regionalen Innovationssystem für Biotechnologie. Hierfür soll im Außenbereich, als Verlängerung an die Johannes-Gutenberg-Universität und die Hochschule Mainz, ein Campus entwickelt werden. Die Ortsgruppe Mainz der Scientists4Future organisierten eine Podiumsdiskussion, in der die Planung für den Biotechnologiecampus im Kontext des Klimawandels und der Klimaanpassung kritisch beleuchtet wurde. Unser wissenschaftlicher Mitarbeiter Benjamin D. Kraff übernahm hierbei die fachliche Moderation und stellte gemeinsam mit dem Podium einige Argumente gegenüber.

Es ist die erste öffentliche Abendveranstaltung der Scientists4Future Mainz im neuen Jahr, doch der Seminarraum in der Johannes-Gutenberg-Universität (JGU) war mit etwa 80 Personen nahezu bis auf den letzten Platz besetzt. Das Interesse an den klimatischen Auswirkungen einer Campus-Entwicklung im Mainzer Außenbereich war hoch, doch auch andere fachliche Themen sollten diskutiert und Bedarfe aufgezeigt werden.

Der etwa 90-minütige Termin startete mit einer Vorstellung der Hintergrundinformationen zu dem beplanten Gebiet durch Apl.-Prof. Nadja Hellmann (Scientists4Future). Daten und Fakten wurden präsentiert und anschließend wurde das Wort an das Podium übergeben. Geladen waren insgesamt vier Gäste aus sehr unterschiedlichen Bereichen.

Dr. Franziska Teubler, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Physik der Atmosphäre (JGU), erläuterte die Ergebnisse bisher durchgeführter Studien. Sie erklärte mögliche Auswirkungen der geplanten Bebauung auf das dortige Kaltluftentstehungsgebiet und Luftströme, welche die Mainzer Innenstadt mit Frischluft versorgen. Eine Reduktion der Strömungsgeschwindigkeit sowie fehlende Kaltluft können schließlich zur weiteren Erwärmung von Stadtbereichen führen.

Die Auswirkungen einer zusätzlichen großräumigen Flächenversiegelung legte auch Jochem Kramer, Landesvorstandsmitglied vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) dar. Demnach sind neben den Klimaauswirkungen nicht nur die Biodiversität, sondern auch der Wasserhaushalt und andere Bodenfaktoren zu berücksichtigen.

Im Gespräch wurde deutlich, dass der Campusentwicklung im Außenbereich auch eine mögliche Nutzung von brachliegenden Konversionsflächen, leeren Bürogebäuden und Baulücken im Innenbereich gegenüberzustellen ist. Die Innenarchitektin Lena Heydegger, spezialisiert auf den nachhaltigen gewerblichen Innenausbau, zeigte die Potenziale der Nutzung bestehender Strukturen auf, legte aber auch die Herausforderungen offen, insbesondere wenn spezielle Anforderungen an die technische Gebäudeausrüstung gestellt werden.

Dass der Bedarf an zusätzlichen Laborflächen für die Wissenschaft und Forschung in Mainz hoch ist, macht Prof. Siegfried R. Waldvogel vom Fachgebiet der Chemie (JGU) deutlich. Zusätzliche Gebäude sind zu erschließen, die Uninähe bietet auch ihre Vorteile. Doch auch er befürwortet eine nachhaltige Nutzung bestehender Freiflächen, zeigt aber auch – wenn es um die Nutzung innerstädtischer Flächen geht – die Konflikte hinsichtlich der Gebietstypologien auf, da Sondergebiete der Biotechnologie nicht mit einer Wohnbebauung vermischt werden sollten.

Nach einer regen Diskussion konnten verschiedene Herausforderungen dargestellt und auch Fragen aus dem Publikum beantwortet werden. Die weitere Entwicklung hängt von den Zielsetzungen der Landeshauptstadt und des Landes Rheinland-Pfalz ab und bleibt zum aktuellen Zeitpunkt offen.

Bericht aus der Presse: https://www.allgemeine-zeitung.de/lokales/mainz/stadt-mainz/scientists-for-future-2200934